Herzlich Willkommen
im Archiv von
"Perlen vor die Säue"

aus der seltsamen Welt
des Musikdiktators Dominik E.


Inhaltsverzeichnis:

(Alexandra - Illusionen)
(Eddie Floyd - Down to Earth)
(Morgan - Organized)




Impressum und Haftungsausschluss
Für die Seite muss ich aber wohl sowieso allein die Verantwortung übernehmen.

Morgan - Organized (2000)

Wohl immer noch ein Geheimtipp, aber In Bensheim und Umgebung hat diese Scheibe dank mir (dem Bescheidenen!) eine recht weite Verbreitung erfahren. Morgan (Nicholls) war Bassist der Senseless Things, einer eher durchschnittlichen Indie/Punk-Kapelle, die in England ein paar kleinere Hits hatte, bevor sie sich auflöste. Sein Vater Billy Nicholls, der hier einige Sogs (mit)komponiert hat und auch singt, hatte in de späten 60ern seine ersten Platten veröffentlicht und hielt sich im Dunstkreis der Who und der Small Faces auf, ohne je größer aufzufallen. Immerhin ist seine 1968er Scheibe "Would you belieeve" eine im Original zu Höchstpreisen gehandelte Platte und er schaffte es auch in den 70ern immer wieder mal als Songwriter Credits bei Pete Townshend, Roger Daltrey und auch Leo Sayer zu erhalten und kaufte irgendwann eine Hammondorgel von Pete Townshend.

Und genau diese Orgel ist das zentrale Instrument auf dieser superkalifragilistisch-expiallegorischen Platte. Beim ersten Titel "Flying High" ist sie noch eher dezent im Hintergrund dieses locker flockigen "Dreaming bout my summer holiday"-Stücks, beim groovenden Rocker "Something he said" dann schon etwas präsenter, wird sie noch von einer Gitarrenübermacht im Schach gehalten. Erst beim entspannten und dubmäßig verhallten von Schwester Amy Nicholls gesungenen "Sitting in the Sun" tritt die Orgel erstmals in den Vordergrund um dann bei "When I close my Eyes" zu einem fetten funky Bass endgültig das Kommando zu übernehmen. In der Mitte dieses Titels ist dann auch einer meiner absoluten Höhepunkte der Musikgeschichte zu hören, wenn die Orgel zu Congabeats und perkussiven Klavierakkorden ganz langsam anschwillt, ein leicht verzögerter Beat auf einer Tom mehrfach die Spannung erhöht, die sich dann bei 2:43 in einem fett verzerrten und mit Echo versehenen Gitarrenaufschrei entlädt. Dieser kurze Passage ist für mich definitiv einer der größten musikalischen Momente, den ich bisher kenne, alleine deshalb hätte ich die Platte kaufen müssen, selbst wenn der Rest nur Murks gewesen wäre

Dabei muss ich ja gestehen, dass ich mir die Platte zwar bereits kurz nach der Veröffentlichung 2000 zugelegt habe, aber eigentlich nur, weil sie niemand anders in der Musikgarage kaufen wollte. Wer weiß ob ich sie jemals nochmal in die Hände bekommen hätte, wenn irgend ein Nerd sie damals in meinem Laden entdeckt und gekauft hätte?! Aber das Leben ist einfach das beste von allen möglichen und so landete sie in meinem CD-Regal, wobei ich damals die Qualität dieser Scheibe absolut noch nicht erkannte; erst Jahre später, eher zufällig legte ich die CD mal wieder ein und begann daraufhin allen möglichen Leuten davon vorzuschwärmen, so dass ich bis heute immer hin zwei Dutzend davon in Bensheim und Umgebung unter's Volk gebracht habe.

Die fast schon psychedelischen mit Streichern angereichterten Jams "Soul Searching Pt 1 & 2", das sich im gleichen Stil anschließende "Here comes the Rain", der mit bratzigen Heavy-Gitarren versetzte funky Titeltrack, der kurz von an Airs "Moon Safari" Melodiosität unterbrochen wird, der kleine UK-Hit "Miss Parker", das wunderbar psychedelisch käsige "At the Flamingo" mit einer Tom Jones-Einleitung, bei dem ich mit geschlossenen Augen immer an "The Big Lebowski" denken muss, weil es mit dem lässigen Groove und den stark verlangsamt abgespielten Stimmen wie ein fünfminütiger Rausch wirkt, das fast strukturlose, leicht durchgedrehte "Fistful of love" und der geradezu unspektakulär gewöhnliche Popsong "Heaven come quickly" (ein Song von Vater Billy, dessen Ursprung irgendwie nicht zu eruieren ist; er ist bereits 1981 auf einem Album einer Band namens Life um den ehemaligen Clapton-Mitmusiker George Terry zu finden und wurde von Billy Nicholls selbst wohl nur auf Samplern veröffentlicht), der in seiner Entspanntheit einen großartigen Abschluss dieser Scheibe bildet, ergeben insgesamt dann das, was ich immer wieder zur besten Platte aller Zeiten erkläre.

Und ja, das ist nur meine unmaßgebliche Meinung, aber "Organized" ist auf jeden Fall in meinen Augen eine perfekte Scheibe ohne Ausfälle, dafür aber mit zahllosen großartigen musikalischen Momenten und ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass sie trotz ihrer späten Entdeckung (immerhin habe ich zu dem Zeitpunkt ihres Erscheinens schon ca 25 Jahre intensiv Musik gehört) zu meinen meistgehörten Platten gehört. Der fette Hammond-Sound, die vielen mehrstimmgen Gesangsarrangements, bei denen auch Vater Billy mitwirkt, die vielseitige, weitgehend von Morgan Nicholls selbst eingespielte Musik mit HipHop-, Dub- und Funk-Elementen bis zum psychedelich angehauchten Easy-Listening-Sound, das alles macht die Platte zu einem sträflich übersehenen Meisterwerk. Und dabei ist die Platte sogar noch eine absolut sommertaugliche Gute-Laune-Platte bei dessen Schlußtitel sogar Pete Townshend persönlich Bass spielt.

Leider war die Platte weitgehend ein Flop und ist heute gestrichen. Morgan Nicholls verdient sein Geld inzwischen als Tourbassist bei Bands wie den Streets, den Gorillaz und auch Muse und ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass er doch noch mal so einen Knaller veröffentlich wie diese Platte.

Tracklisting mit Youtube-Indizes: (Einfach bei Youtube in die Suche eingeben!)
"Flying High"
"Something He Said"
"Sitting in the Sun"
"When I Close My Eyes" 0WRhwINb83Y
"Paparazzi"
"Soul Searching Part 1"
"Soul Searching Part 2"
"Here Comes the Rain"
"Organized" 0z_KMrwDui4
"Miss Parker" (Morgan Original Long Version
"At the Flamingo Hotel"
"Fistful of Love"
"Heaven Come Quickly"
Alle weiteren Titel sind bei Youtube für Deutschland nicht freigegeben, aber man findet das Album auch noch auf Spotify.

Alexandra - Illusionen (1968)

Es gibt im Leben der meisten Menschen sicher Lieder oder auch Alben, die einen ganz besonderen Stellenwert besitzen, für mich ist solch ein Lied "Illusionen" von Alexandra mit der Musik von Udo Jürgens. Natürlich kann ich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, wann ich dieses Lied zum ersten Mal gehört habe, aber ich weiß, dass eine meiner ersten LPs "Stimme der Sehnsucht" von Alexandra war und ich im Alter von etwa 8 oder 9 Jahren noch gar nicht wusste, was Illusionen eigentlich sind, die ersten Zeilen "Illusionen blühn im Sommerwind / treiben Blüten, die so schön, / doch so vergänglich sind,/ pflückt sie erst an deinem Wege die Erfahrung, / welken sie geschwind," liesen mich glauben, es handele sich einfach um eine Blumenart, und auch die nächsten beiden Strophen lassen ein Kind, wie ich es damals war, über die wahre Bedeutung von Illusionen noch im Unklaren. Erst die Zeilen "Illusionen hast dur dir gemacht / denn der Mensch, den du einst liebtest, / hat dich ausgelacht, / und das Wolkenschloß, das du gebaut, / stürzt ein in einer einz'gen Nacht," und "mit der Zeit, erst wenn die Jahre deines Sommers gehn / wirst du verstehn" gaben mir damals eine Ahnung von der wahren Bedeutung und als einige Jahre meines Frühlings vergangen waren, konnte ich auch die großartige Bildersprache verstehen.

Was mich aber in diesem jungen Alter schon völlig in ihren Bann zog, war diese sehnsuchtsvolle Stimme mit dem kaum merklichen Vibrato und ihrem bisweilen geradezu hoffnungslosen Ausdruck, nur selten habe ich in den letzten ca 40 Jahren einer Stimme noch einmal diese Traurigkeit abgenommen wie Alexanrda in ihren Lieder "Ja lublu Tebja", "Mein Freund, der Baum" oder eben "Illusionen".
(Eine Fußnote: Eine Sängerin namens Stephanie Lindbergh veröffentlichte in den frühen 70ern einige von Alexandra hinterlassene Titel, die diese nicht mehr selbst aufnehmen konnte. Stimmlich ist die Lindbergh, die 1976 dann auch eine LP veröffentlichte, bei diesen Aufnahmen wirklich schwer von Alexandra zu unterscheiden, aber der Ausdruck entspricht nur dem der leichteren Alexandra-Stücke)

Aber bei "Illusionen" stimmt auch die Musik zum Text. Das Orchesterarrangement ist schlicht großartig; die die sehnsüchtigen Stimmung unterstreichenden Geigen, die anschließenden fast schon grellen die Dramatik steigernden Trompeten bei den gerade Strophen, bevor dann beim Refrain geradezu schwelgerisch die gedehnten Silben untermalt werden. Und wenn das Lied nach knapp drei Minuten mit der großartigen Zeile "doch solang' ein Mensch noch träumen kann / wird sicher irgendwann / ein Traum ihm in Erfüllung gehn" endet, denke ich immer, "Wie das war es schon", so abrupt wirkt dieser Schluss

Aber es ist damit auch einfach alles gesagt, denn genau diese Schlußzeile ist es, die diese absolut zeitlose Nummer aus dem Kreis der zahllosen großen Titel, die ich Zeit meines Lebens gehört habe, heraushebt, ja mein gazes Leben richtiggehend geprägt hat. Dieser kleine aber auch durch all die im Lied beschriebenen Enttäuschungen und Unwägbarkeiten des Lebens unauslöschbare Funke der Hoffnung, der in dieser kurzen Passage zum Ausdruck kommt, ist mir ein Mantra geworden, das immer in mir erklingt, wenn die Lage in welcher Beziehung auch immer völlig aussichtslos erscheint. Und darum ist dieses Lied für mich eines der fünf besten Lieder aller Zeiten und eines von dreien, die mein Leben am besten beschreiben.

Dass Alexandra selbst ein Jahr nach der Veröffentlichung dieses Lieds unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen im ALter von 27 Jahren starb hat sie und ihre traurgemn Lieder natürlich zu einem Mythos gemacht, aber ich wage zu behaupten, die meisten dieser Lieder wären auch ohne diese schicksalhafte Wendung heute noch populär!

Auf Youtube findet man nur Cover-Versionen; die sind interessant anzuhören, weil sie allesamt absolut grauenvll seelenlos klingen, wenn man erst einmal die Version von Alexandra gehört hat, egal ob das irgendwelche Amateure sind oder auch Profis wie Marianne Rosenberg (die sogar einen sinnentstellenden Textfehler drin hat) oder Rene Kollo. Das Original findet man auf Myvideo.de indem man einfach nach Alexandra und Illusionen sucht oder auch auf Spotify.

Gesanglich interessant ist die englische Cover-Version von Shirley Bassey "If I never sing another Song", aber der englische Text kann mit dem Orginaltext von Alexandra nicht wirklich mithalten.

Eddie Floyd - Down to Earth (1971)

1971 war Eddie Floyds große Zeit schon vorbei, in den frühen 60ern hatte er als Sänger der Falcons einen kleinen Hit bevor er von Wilson Pickett ersetzt wurde, danach ging er zum noch wenig berühmten Stax-Label und schrieb dort mit Steve Cropper (von Booker T & the MGs und viel später Mitglied der Blues Brothers Band) u.a. einige frühe Hits für eben genau diesen Wilson Pickett, bevor er 1966 auch selbst mit "Knock on Wood" einen Hit hatte, der ihn zum einen weltbekannt machte, dessen dauerhaften Erfolg er aber trotz weiterer Chartsingles nie wieder erreichen konnte. Immerhin war er als Songwriter weiter gefragt und veröffentlichte neben zahlreichen Singles auch gelegentlich ganze Alben; 1971 immer noch bei Stax dann "Down to Earth", produziert von Steve Cropper, der auch Gitarre spielt.

Die Scheibe startet dann auch mit einem vielversprechenden flotten Gitarrenintro Croppers, das eine Cover-Version von Curtis Mayfields "People get Ready" einleitet; musikalisch interessant, krankt die Nummer zum einen daran, dass Floyd zwar eine kraftvolle Stimme hat, aber die Improvisationskünste seiner Musiker absolut nicht erreicht und zum anderen die Intensität des Orginals ebenfalls zu keiner Zeit erreicht wird. Mit "Linda Sue Dixon" aus der Feder des ehemaligen Falcons Mack Rice (Autor von "Mustang Sally" für - ja, genau - Wilson Pickett) ist dann gleich der Höhepunkt des Albums dran, ein erdiger Swamp-Rocker mit Fiddle und groovigen Gitarreneinsprengseln, den man spontan Tony Joe White zurechnen würde und zu dem Floyds Stimme mal perfekt passt. Das nachfolgende "My mind was messed at the time" wurde dann von Floyd mit Cropper und Rice zusammen verfasst, ist dann eine solide groovende Stax-Soulnummer mit gospeligen Chören und Bläserarrangement, die man auch wegen einer der gelungeneren Gesangleistungen Floyds zu den guten Titeln der Platte zählen kann. Das die erste LP-Seite abschließende "When the Sun goes down" kommt etwas langsam in die Gänge und zeigt dann auch schonungslos die große Schwäche Floyds auf; textlich hat er bei Improvisationen nur wenig zu bieten, die erste Hälfte die Titels vergeht ziemlich ereignislos, Floyd singt nur davon, dass wenn die Sonne untergeht, jeder mit dem oder derjenigen zusammen sein sollte, den oder die er liebt und ist dabei ebensowenig subtil wie das Arrangement dazu, erst wenn dann ab 3:35 die Band zu seinen zahllosen Wiederholungen der Titelzeile leicht improvisierend einsetzt, erinnert die Nummer dann eine kurze Weile an gute Momente von Eric Burdon mit den New Animals oder auch War, insgesamt kann das die Nummer aber nur ins Mittelmaß retten.

Seite zwei startet mit einer großartigen an die Allman Brothers erinnernde Gitarrenlinien Croppers stellenweise im Duett mit Paul Cannon, bevor die Nummer nach einem kurzen Solo zu einer gospeligen Bluesnummer eingebremst wird, Bläserarrangement, Chor und Eddies Rufe nach "Salvation" bilden ein kleines Highlight der Scheibe, auch wenn Floyd hier textlich erneut recht einfallslos wirkt. Das anschließende Cover von "I only have Eyes for you" startet einmal mehr mit einem Gitarrenintro von Cropper und auch wenn die Bläser und das Gesangsarrangement inklusive Floyds Gesang sowie die Gitarreneinsprengsel ingesamt wirklich toll sind, passt dies alles nur anfangs wirklich zur schmachtenden Stimmung des Songs. "Tears of Joy" ist dann das, was man einen guten Füller nennt, ein solider Song mit Bluesfeeling aus Floyds Feder- wohl wieder weitgehend improvisiert und das erneut nicht sonderlich originell - den man so nett er daherkommt einfach nicht vermissen würde, wäre er nicht da. Auch der Abschluss "Changing Love" (Floyd / Cropper) kann trotz psychedelisch angehauchter stark verhallter Gesangspassagen nicht restlos überzeugen, vor allem, weil Floyd auch hier wieder bei den vokalen Improvisationen so gut wie nichts bietet, außer sich ständig in Wiedderholunegn von "Changing Love" zu ergehen. Auf der Instrumentenseite bietet dieser Abschluss aber einiges mehr als der Vorhergehende Titel, so dass "Changing Love" ein versöhnlicher Abschluss einer durchwachsenen Soulscheibe ist, die das kleine Geld, für das man das Vinyl im Allgemeinen kriegen kann, absolut wert ist, wenn man Stax-Soul mag. Auf CD ist sie nach meinem Wissen bis heute nur in einer recht lieblosen 2 on 1 CD erschienen, die auch noch zu überhöhten Preisen angeboten wird und das ist diese Platte dann einfach nicht wert.

Floyd hatte seine Momente in den Sechzigern, aber wie man schon aus diesem kurzen Artikel schließen kann, nie die Klasse eines Wilson Pickett, der ein viel besserer Interpret und vor allem Shouter war und auch in improvisierten Gesangspassagen weit origineller agierte (man höre sich nur den Schluss seiner Cover-Version von "Hey Jude" an). In jüngerer Zeit konnte Eddie Floyd nochmal als zeitweiser Sänger der Blues Brothers Band ein wenig Popularität erarbeiten, ansonsten lebt er vielleicht von den früchten seiner zahlreichen Autorenrechte.

Tracklisting mit Youtube-Indizes: (Einfach bei Youtube in die Suche eingeben!)

People Get Ready 2DcEmlF5aj4
Linda Sue Dixon ZkpXMb_AvdY
My Mind Was Messed Around At The Time Hrdcgjs1eGI
When The Sun Goes Down KboF6WR06mk
Salvation 79kecXbGGKc
I Only Have Eyes For You 74X8GB-kf2k
Tears Of Joy kpctivex_E0
Changing Love qK3m3OSJgXE

Wilson Pickett - Hey Jude (Mit Duanne Allman an der Gitarre) B5B1Vfdk7W8

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